Malerbetrieb nutzt Prozessberatung über das Förderprogramm unternehmensWert: Mensch (uWM)
Betriebsgröße: Inhabergeführtes Unternehmen mit neun Mitarbeitern.
Das Beratungsprojekt umfasste: Prozessberatung mit Workshops, Einzelgespräche, Führungskräftetraining, Coaching, Erlernen von Kompetenzen zur Mitarbeiterführung, und anderes.
Interview im Rahmen der INQA-Befragung „Top 100 – Impulse aus der Praxis“, geführt von Juliane Crefeld:
Was war die Herausforderung?
Was hat Sie zum Handeln veranlasst?
Welche Ziele sollten erreicht werden?
- Ein auffallend hoher Krankenstand und mangelnde Kommunikation unter den Mitarbeitern, führte zur Kontaktaufnahme mit der Beraterin Frau J. Crefeld als zuständige Prozessberaterin im UWM Programm.
- Mein besorgniserregender Blick in die Zukunft: sprich, was geschieht in 5 bis 10 Jahren mit meinem Betrieb, wird dieser evtl. durch einen kompetenten Mitarbeiter übernommen? Oder wie schaffe ich es, diesen attraktiv für eine Übernahme zu gestalten? Die Frage war demnach, was muss ich tun, um attraktiv für meine Mitarbeiter zu sein und auch zukünftig zu bleiben, bzw. die Personalbedarfe zu decken, die durch Fortgang (altersbedingt oder anderweitig) entstehen werden. Ebenso war das Thema Nachwuchs, sprich Auszubildende für das Malerhandwerk zu begeistern, ein weiterer Aspekt.
Welche Ziele verfolgten Sie mit der Prozessberatung?
- Ziele ergeben sich aus den zuvor genannten Themen, wie Senkung der Krankenstände, bessere Stimmung im Team und eine zielführende Kommunikation untereinander und mit Kunden. Die Attraktivität im Innen und im Außen, also auch in der allgemeinen Wahrnehmung zu erhöhen, um so auch als attraktiver Arbeitgeber für evtl. benötige Fachkräfte und ggf. Nachfolger sichtbar zu sein. Damit ich auch als Kleinunternehmer und verantwortlicher Arbeitgeber entspannter in die Zukunft blicken kann.
Was haben Sie in der Prozessberatung denn gemacht?
Wie sind Sie vorgegangen?
Welche Instrumente haben Sie eingesetzt und warum gerade diese?
Wer hat sie dabei unterstützt?
Welche Voraussetzungen sind zur Umsetzung erforderlich?
- Ich habe Kontakt zur Beraterin aufgenommen und um ein Erstgespräch gebeten. Frau Crefeld stellte mir bei diesem Erstgespräch den Akku Kurzcheck vor. In diesem geht es um eine Selbsteinschätzung zu den Themen Werte und Eistellungen, Qualifizierung und Kompetenz, Sicherheit und Gesundheit. Die erste Auswertung des Kurzchecks hat mich sehr nachdenklich gemacht: Mir wurde klar, dass es viele über Jahre eingefahrene Strukturen im Betrieb gibt und Handlungsbedarf besteht.
- Zum Einsatz kam der Akku Scheck, der mir durch die Beraterin offeriert wurde. Es wurden Expertenschecks durchgeführt und das sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei mir. Hieraus ergab sich eine erste Handlungsempfehlung, die dann als Grundlage dem späteren Beratungsverlauf diente.
- Die Prozessberaterin Frau Crefeld hat mich und meine Mitarbeiter bei der Umsetzung unterstützt.
- die Erkenntnis zum bestehenden Handlungsbedarf und das insbesondere auch bei mir als Betriebsinhaber. Es geht ebenso um eine innere Haltung, als Chef hinzuschauen und zuzulassen, dass es auch durchaus Bereiche gibt, die noch entwicklungsfähig sind. Ebenso geht es auch darum die Bereitschaft bei den Mitarbeitern, sich auch auf Neuerungen einzulassen, zu fördern. Ich muss Zeit- Ressourcen für den folgenden Beratungsprozess mit Gesprächen, Workshops und Einzelgesprächen zur Verfügung stellen. Da man (Chef und Mitarbeiter) mit den Ergebnissen und Handlungsempfehlungen teilweise überfordert ist (oder diese falsch deutet), ist die Begleitung durch die Beraterin im Umsetzungsprozesses sinnvoll. Ebenso muss in der Planung die Arbeitsorganisation (z.B. Einsatz von Teams) im Geschäftsprozess berücksichtigt werden.
Zu den Ergebnissen: Was konnte erreicht werden? Was hat sich in Ihrem Unternehmen durch die beschriebenen Maßnahmen verbessert?
Gab es zum Beispiel weniger Unfälle, weniger Fehlzeiten, weniger Produktionsausfälle, besseres Betriebsklima, besseres Sicherheitsbewusstsein, effektivere Arbeitsabläufe, höhere Arbeitszufriedenheit, bessere Arbeitsorganisation, besseres Image für das Unternehmen usw.? Prima ist, wenn Sie dies auch durch Zahlen belegen können.
- Durch die Ergebnisse aus der Mitarbeiterbefragung ergaben sich auch entsprechende Bedarfe in unterschiedlichen Bereichen. So wurde angeregt, Schnittstellen, Informationsfluss und die Identifikation mit der Baustelle zu erhöhen bzw. zu erhalten, indem eine Baustellenmappe eingeführt wurde. Geplant ist in diesem Zusammenhang auch die Ausstattung mit Tabletts für die jeweiligen Teams, damit z.B. eine Bilddokumentation (von der Arbeitsvorbereitung bis hin zur Fertigstellung) unterstützend genutzt werden kann. Ein Beispiel für „Handwerk 4.0“.
- Ebenso wurde auf Anregung der Mitarbeiter ein Kontrollsystem für die notwendigen Schutzausrüstungen eingeführt, welches von den Mitarbeitern auch in Eigenregie verwaltet wird. Weitere Verantwortung wurde z.B. durch die Auszubildenden im Bereich der Fahrzeugkontrolle übernommen.
- Die Förderung der Auszubildenden wurde auch auf Eigeninitiative der Gesellen in Form von Patenschaften übernommen.
- Meine Mitarbeiter haben demnach allgemein durch die durchgeführten Maßnahmen ein wesentlich größeres Verantwortungsbewusstsein bekommen. In den Bereichen Umgang mit Material, mit einander, mit sich selber, mit Kunden, mit Kollegen anderer Gewerke auf den Baustellen, usw. Hierdurch haben sich die ursprünglichen Gründe für die Beratung fast aufgelöst. Das heißt: Krankenstände sind gesunken, Fehlzeiten niedriger und das Betriebsklima ist sehr angenehm für alle, vom Altgesellen bis zum Auszubildenden, alle denken in ihrem Bereich und darüber hinaus mit.
- Alles in allem befinden wir uns nunmehr in einem fortwährenden Entwicklungsprozess. So kommt es Verbesserungen, z.B. in der Lagerhaltung durch die Mitarbeiter selber. Ich bin überzeugt, dass dieser Prozess nunmehr anhält und noch weitere Impulse setzt. In einem Falle hatte der Mitarbeiter die Idee, schwere Füllstoffe umzulagern, um hierdurch rückenschonender arbeiten zu können.
- Außerdem wurde die Einführung eines BGM´s geplant und erste Kurse gebucht.
- Im Bereich Qualifizierung wurde eine Material- und Anwendungsschulung im Objekt durch die Mitarbeiter gewünscht und mit Erfolg und Spaß durchgeführt. Hierbei ging es um Spachtelungen von Bodenflächen. Bei dieser neuen Verfahrenstechnik wird zukünftig eine Zeitersparnis von bis zu 30 % erreicht.
- Durch das mitdenkende Handeln der Mitarbeiter in den vorgenannten Bereichen, ist sicherlich die gute BWA im aktuellen Jahr zu erklären.
Zu den Erfolgsfaktoren: Was können andere davon lernen? Was hat den Erfolg gebracht? Nennen Sie uns Ihre Erfolgsfaktoren – am besten in der Reihenfolge Ihrer Wichtigkeit
- Neu war für mich der Gedanke, dass ich mich als Handwerksmeister außer auf fachliche, qualitative und betriebswirtschaftliche Themen auch auf die Entwicklung meiner Mitarbeiter einlasse. Gelernt habe ich hierdurch auch, meine Mitarbeiter und deren Talente besser zu erkennen, diese zu fördern und Verantwortung abzugeben.
- Durchführung eines Gesundheitstages mit der IKK Classic im Betrieb, mit gewählten Themen individueller Gesundheitsscheck und Bewegungsworkshop.